Die European Fashion Alliance setzt auf Kreativität und Nachhaltigkeit

EFA Elke Timmerman

Fragile Lieferketten, erhöhte Transport- und Energiekosten sowie steigende Rohstoffpreise setzen der globalisierten Modebranche zu. Im Rahmen des ersten Kolloquiums der European Fashion Alliance (EFA), die vergangene Woche in Brüssel stattgefunden hat, demonstrierten Expert:innen und Vertreter:innen der Industrie ihre Solidarität und präsentierten kreative Ansätze zur Förderung von Nachhaltigkeit in der Branche.

European Fashion Alliance als Creative Union

„Gegründet haben wir die European Fashion Alliance, weil wir eine Lücke gesehen haben. Es gab keine Organisation, die die kreative Seite der europäischen Modeindustrie repräsentierte“, verkündete Scott Lipinski, Vorsitzender der EFA und Geschäftsführer des Fashion Council Germany in seiner Eröffnungsrede. Für ihn und die weiteren Board-Member fehlte ein Bindeglied für eine europäische Modeallianz.

Seit 2022 bündeln 25 europäische Modeorganisationen nun ihre Power, um die Modeindustrie auf europäischer Ebene zu stärken, die Kreativindustrien zu mobilisieren und ein besseres Mode-Ökosystem im Sinne der Nachhaltigkeit zu schaffen.

The Status of European Fashion

Die Entwicklung der Modebranche – vor allem der Fast-Fashion-Industrie – hin zu einer kreislauforientierteren Wirtschaft ist kein kurzfristiger, sondern einer der langfristigsten und gleichzeitig zukunftsweisendsten Trends für die Branche, sind sich alle Teilnehmer:innen der EFA-Konferenz einig.

Die Veranstaltung mit dem übergeordneten Titel The Status of European Fashion brachte Branchenführer:innen, politische Entscheidungsträger:innen und Interessenvertreter:innen zusammen, die über zukunftsrelevante Themen diskutierten, die die Zukunft der europäischen Mode maßgeblich mitbestimmen (werden). Den rund 150 Teilnehmer:innen aus ganz Europa wurden Podiumsdiskussionen zu den Themen Nachhaltigkeit, Politik, Bildung, Technologie und Innovation geboten.

In Vorbereitung auf die Konferenz führte die EFA eine umfassende europaweite Umfrage zu den bevorstehenden Nachhaltigkeitsvorschriften der Modeindustrie durch, deren Ergebnisse und Empfehlungen, deren erste Erkenntnisse und Tendenzen dem Publikum vorgestellt wurden. Die ausführliche Auswertung aller Ergebnisse soll in Kürze veröffentlich werden, bestätigte Lipinski. Ziel der quantitativen Studie war es, den aktuellen Stand der europäischen Modelandschaft zu bewerten und wichtige Herausforderungen und Chancen im Hinblick auf die bevorstehenden gesetzlich festgelegten Maßnahmen zu ermitteln.

Unternehmen nachhaltig zu machen, gelingt nicht von heute auf morgen

Eine der größten Herausforderungen im ökologisch-nachhaltigen Wandel der Branche bietet die Integration von klein- und mittelständischen Unternehmen (KMU), die mehr als 90 Prozent der Textil- und Bekleidungsindustrie in Europa ausmachen. Während 59 Prozent der Befragten angaben, dass sie über keinerlei Hilfsmittel oder Unterstützung für den nachhaltigen Wandel verfügen würden, offenbarte die Studie, dass nur 52 Prozent der Unternehmer:innen mit der Ökodesign-Richtlinie für nachhaltige Produkte vertraut sind, die der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments Anfang dieses Jahres nach der Verabschiedung durch die Mitgliedstaaten angenommen hat.

„Die großen Luxuskonzerne sind sich der Änderungen der Ökodesign-Vorschriften bewusst. Bei den KMUs ist das nicht der Fall, sie noch nicht so stark eingebunden sind. Es ist auch unsere Aufgabe, sie über diese Themen zu informieren“, erklärt Elke Timmerman, Vorstandsmitglied der EFA und beim Flanders District of Creativity für International Relations zuständig ist.

(v.l.n.r.): Simone Cipriani, Guy Morgan und Henrik Vibskov im Gespräch

„Wir müssen anfangen in Werten, statt in Mengen zu denken“, resümiert Guy Morgan, Direktor für Sustainable Development bei Chanel, der an einem der der Podiumsdiskussionen teilnahm. „In unseren Nachhaltigkeitsansatz spielen kulturelle, interkulturelle, soziale, wirtschaftliche und ökologische Werte eine Rolle. All diese Faktoren müssen berücksichtigt werden, und der Prozess muss in das gesamte Unternehmen integriert werden“, ergänzt er.

Dies sei nicht immer einfach, vor allem für kleinere Unternehmen und unabhängige Designer wie Henrik Vibskov aus Dänemark. „Wir bräuchten eine Vollzeitkraft, nur um uns mit den neuen Regelungen und Maßnahmen zu befassen, was für kleine Unternehmen wie meines unmöglich ist“, ergänzt er.

Mode ist nicht nur die Wiege der Mode, sondern auch ihre Zukunft

Iliana Ivanova, EU-Kommissarin für Innovation, Forschung, Kultur, Bildung und Jugend fand zum Abschluss des Konferenztages bekräftigende Worte zur Nachhaltigkeitsentwicklung in Europa und bestätigte die treibende Kraft der European Fashion Alliance für die europäischen Mode-, Textil- und Kreativindustrie. „Wenn wir in die Zukunft blicken und uns den Geist von Innovation, Nachhaltigkeit und Bildung zu eigen machen, dann haben die Vorträge und Forschungsergebnisse der EFA-Konferenz gezeigt, dass Europa nicht nur die Wiege der Mode ist, sondern auch ihre Zukunft.“

europeanfashionalliance.org

Bild oben: Elke Timmerman, Board Member der EFA (International Relations, Flanders DC)