
16.02.2023 | Fuß für Fuß, Mensch für Mensch! Das ist die Devise, der B Corp-zertifizierten Brand Vivobarefoot, die ihren Fokus auf Barfuß-Designprinzipien gelegt hat. Gegründet von den beiden Cousins Galahad und Asher Clark, die beide aus einer Schusterfamilie stammen, möchte die Schuhmarke die Regeneration und Gesundheit der Menschen und unseres Planeten unterstützen. Wir haben mit Galahad Clark, Mitbegründer und CEO von Vivobarefoot über die Anfänge der Marke, die Gefühlswelten von Füßen und über das Phänomen, viele kleine Schritte zu machen, gesprochen.
Vivobarefoot wurde offiziell 2012 gegründet. Sie haben aber bereits 2003 mit Ihrem Freund Tim Ideen und Pläne für die Marke entwickelt. Können Sie uns mehr über die Marken-Entwicklung erzählen?
Tim war ein alter Freund von mir. Ich habe bereits 2003 und 2004 Schuhe hergestellt. Nicht viele, aber ich habe einige auf den Markt gebracht und war an drei anderen Unternehmen beteiligt. Eine der Marken war ‚United Nude‘, die mit dem Architekten Rem Koolhaas entstanden ist. Die andere hieß ‚Terra Plana‘, eine Art Öko-Modemarke. Die dritte Brand war das Upcycling-Unternehmen ‚Born Again‘. Tim brachte mir damals einen Nike-Schuh mit abgeschnittener Sohle, an die er eine Sohle angenäht hatte. Er hatte sich beim Sport oft verletzt und stellte fest, dass es viel gesünder war, wenn er barfuß war. Zu diesem Zeitpunkt gab es nicht so viele Barfußschuhe. Also haben wir zwischen 2003 und 2012 unsere eigenen Barfußschuhe entwickelt. Schlussendlich haben wir dabei etwas über Füße und Biomechanik gelernt und wir haben angefangen, es selbst zu fühlen und sie selbst zu tragen.
Ein Symptom der Zivilisationskrankheit sind deformierte Füße. Heute sind Barfußschuhe in der biomechanischen Forschung und in High-Tech-Materialien Usus. Warum ist es so wichtig, unseren Füßen ein gutes Gefühl zu geben? Und wie beeinflusst Ihre Marke dieses Gefühl?
Wenn man sich Diagramme von chronischen Krankheiten in den letzten hundert Jahren ansieht, fällt auf, dass sie in den letzten vierzig bis fünfzig Jahren gestiegen sind. Im Allgemeinen liegt der Grund darin, dass wir eine Art Giftstoff in unsere Lieferketten zugelassen haben. Im Grunde über unsere Füße. Durch die moderne Wissenschaft fangen wir jetzt an, all diese Dinge und die Schäden zu verstehen, die unseren Körper beeinflussen. Einer meiner Lieblingssprüche ist von dem Dichter T.S. Eliot, der heißt: „Wissen Sie, am Ende all unserer Erkundungen gehen wir zurück zum Anfang und kennen den Ort zum ersten Mal.“ Wenn man mit den Füßen zu den Anfängen zurückgeht, sieht man wie Menschen seit Tausenden von Jahren Schuhe herstellen, weil wir keine Hufe oder Ballen haben. Sogar in Afrika haben wir Schuhe erfunden, weil wir herausfanden, dass wir sehr gut darin waren, jagen zu können. Wir haben Schuhe erfunden, weil das Teil unserer Evolutionsgeschichte war.
Die Sohlen bei Barfußschuhen sind sehr dünn. Was macht die Sohlen so besonders und was ist der Unterschied zwischen den Sohlen zum Beispiel für Sport, Freizeit oder Offroad-Aktivitäten?
Das Prinzip ist: So dünn wie möglich. Unsere Fußsohlen haben Tausende von Nervenenden. Ein großer Teil unseres Gehirns erhält auf die gleiche Weise Informationen von unseren Füßen. Wenn man beispielsweise mit einer Art Polsterung herumlaufen würde, die dieses Gefühl wegnimmt, dann bekommt das Gehirn weniger gute Informationen von den Füßen. Und ein Großteil unseres Gehirns ist für Bewegung bestimmt. Deshalb versuchen wir immer, dem Barfußgefühl so nahe wie möglich zu kommen.
Dadurch das die Sohlen so dünn, müssten sie flexibel sein. Aber fühlt man nicht gleichzeitig jede Bodenwelle oder jeden Stein? Wie reagieren Ihre Kund:innen darauf?
Ich denke, die Mehrheit der Menschen liebt es sehr schnell, weil man sich lebendig fühlt. Der Schmerz ist aus einem bestimmten Grund da. Aber der Punkt ist, anstatt große Schritte zu machen und große Schmerzen zu erfahren, macht man eben viele kleine Schritte und verspürt dementsprechend kleine Schmerzen. Man passt sich an und je mehr man sich daran gewöhnt, desto eher kommt die Einsicht, dass sich die Füße darauf einstellen.
Tragen Sie denn auch andere Schuhe außer Vivobarefoot? Und was ist Ihr Lieblingsschuh von Vivobarefoot?
Wir sind ein kleines Unternehmen und stellen etwa eine Million Paar Schuhe pro Jahr her, aber wir produzieren eine wirklich große Vielfalt an Schuhen. Die Wahrheit ist, dass ich sehr wenig Schuhe anderer Marken tragen muss, außer Ski- oder Snowboardschuhe. Ich habe ein Paar ‚Vibram Five Fingers‘, weil sie mir helfen, meine Zehen ein wenig zu strecken.
Bild untern: Galahad Clark, Mitbegründer und CEO von Vivobarefoot
