Die internationalen Designerschauen bestätigen den Modetrend: Die neuen weiten Silhouetten und der mutige Farb- und Mustermix sind im breiten Markt angekommen.
Bühne frei für die neue Herbst-/Wintermode – die internationalen Designerschauen in Paris, Mailand, London und New York geben den Takt vor. Sie bringen Glanz, Opulenz, Brokat, Dekoration und viktorianische Einflüsse mit Spitze und hohen Kragen in die Mode. Edelsteinfarben, warme Brauntöne, Senf und Curry, intensive Rot-, Blau- und Violetttöne, zartes Rosé und Gelb sowie Winterweiß hübschen die grauen Wintertage auf. Weite, lange und voluminöse Silhouetten sind gesetzt. Hosen sind das Key Piece, und bei Kleidern und Röcken rutschen die Säume schmal nach unten und die Taille rückt in den Blickpunkt.
Die Damenmode kommt in Fahrt und provoziert. Die siebziger und achtziger Jahre bieten die ideale Kulisse für einen abwechslungsreichen Mix aus Farben, Mustern und Materialien, verspielt und feminin, fantasievoll, fröhlich und unbeschwert. Je ausgefallener und spektakulärer die Looks auf den Schauen, desto größer der Beifall in den internationalen Zuschauerreihen. Etwas Provokation hat der Mode noch nie geschadet.
Weite Silhouetten und wilde Muster
Was über den Catwalk schreitet, kann durchaus alltagstauglich sein. Max Mara schickt oversized Herrenanzüge über den Laufsteg: strenge, übergroße Sakkos zu extrem langen Hosen mit Nadelstreifen oder Karomustern, dazu puritanisch hochgeschlossene Seidenblusen und lange Blazer-Mäntel. Die Spannbreite reicht von knapp über dem Knie bis bodenlang. Alberta Ferretti mixt zum weiten Hosenbein taillierte Blazer mit tief ausgeschnittenem Schalkragen. Coole Bikerjacke mit Fellkragen zur Umschlaghose ist wiederum die englische Interpretation von Topshop Unique. Volantröcke von Max Azria, Wickelröcke in verschiedenen Längen zu grobem Strick und hohen Overknees von Marissa Webb oder eine Version mit überdimensionalen Schubtaschen und viktorianisch angehauchter Seidenbluse von Marni sind weitere Beispiele. Der Stilbruch in der Mode setzt sich fort mit niedlichen Hängekleidern im braven Schulmädchen-Look und verspielten Kleidern mit aufspringenden Falten zu klobigen Schuhen. Beim Strick treiben es die Muster bunt, und grob gestrickte Boyfriend-Pullover laden zum gemütlichen Kuscheln ein. Die kunstvollen Musterbilder von Paul Smith, großflächige Strickkunst von Tod’s oder langgezogene Rautenmuster von Peter Pilotto machen Strick zum It-Piece. Großer Auftritt in den Schauen für weiße Blusen, sehr viele Hemdblusen, lang und hochgeschlossen, puritanisch und fast schon wie Schwesternuniformen anmutend. Oder im Stil der „drei Musketiere“, mit Volants, Biesen und langen Ärmeln zu knappen Samtjäckchen und ausgestellten Denim-Jeans.
Mode wird zum Ganzjahresstar
Zwischen Design und Kommerz liegen Welten. Was sich international in großem Stil auf dem Laufsteg abspielt, interpretiert der Markt fantasievoll in tragbaren verständlichen Looks. Neue Silhouetten – reich geschmückt, aber trotzdem tragbar – lautet die modische Botschaft für den nächsten Winter. Entscheidend ist der Look, angezogen, feminin und modern übereinandergeschichtet wird er zum Ganzjahresstar. Auf das Wetter ist kein Verlass, aber auf die Mode. Sie wird mit Rollis, voluminösem Strick, Seidenblusen und Schluppen, langen Westen und leichten Wollmänteln beliebig untereinander und übereinander kombiniert. Die Silhouetten ziehen sich in die Länge. Röcke sind bleistiftschmal und wadenlange Kleider treffen auf blockige, wadenlange Stiefel. Das Knie ist bedeckt und die Taille rückt in den Blickpunkt. Businessanzüge melden sich leger und entspannt in weichen Jersey-Materialien zurück – es muss nicht immer der formelle Blazer sein. Voluminöse Strick-Kombinationen sind die Alternative fürs Büro. Blousons und Collegejacken bieten ebenfalls Abwechslung im Herbstalltag. Intarsien-Strick mit kunstvollen Musterbildern oder voluminöser Grobstrick bringen Farbe ins Spiel. Weiße Blusen und Schluppen sind alles andere als brav. Wolle ist in Hülle und Fülle vertreten, und alles ist cosy und kuschelig. Wadenlange Wollmäntel und Kuschelpelz sind die Outdoorstars und verdrängen den Dauerbrenner Daune.
Im Namen der Hose
Für den totalen Umbruch steht die Hose. Sie setzt mit ihrem Weiten- und Längenspiel ein Signal. Frauen tragen Männerhosen, am liebsten in wolligen Qualitäten, entweder uni, mit Nadelstreifen oder Karos, Flanell, Glencheck und Fischgrat. Herrenhosen, Marlenes und Culottes werden in gemäßigten Weiten umgesetzt. ‚Easy Kick’ ist die Geheimwaffe für schmale, verkürzte Formen. Gemusterte Hosen im Sixties- und Seventies-Look, Jacquards, grafische Dessins und klassische Musterbilder gehören zu den modischen Favoriten. Joggpants bekommen Gesellschaft von athletisch inspirierten Hosen in High-Tech-Materialien.
Der Schuh dazu
In der Schuhmode melden sich die Siebziger und Achtziger zurück. Die neuen Stiefeletten gehen bis zur Wade und haben standfeste, blockige Absätze, so dass verkürzte Bootcut-Hosen, lange Flatterhosen, wadenlange Kleider und Bleistiftröcke gleichermaßen gut dazu passen. Plateaus, angedeutete Karrees und Blockabsätze, vielfach dekoriert mit Fransen, liegen im Rennen. Hochfrontschnitte und Colourblocking sind die typischen Vertreter des neuen Looks. Die wilden siebziger Jahre werden mit Fransen und Veloursleder als optische Hingucker in Szene gesetzt. Und auch die gute alte Kreppsohle feiert ihr modisches Revival. Langschaft- und Reiterstiefel passen ideal zur neuen, schmalen und längeren Rock- und Kleidermode. Sneakers peppen jeden Look auf, wenn sie mit Filz, Fell und Strick winterlich und trittfest daherkommen.