HDS/L Pressekonferenz: 2024 wird ein herausforderndes Jahr
Auf der HDS/L-Pressekonferenz, die anlässlich des Starts der Shoes in Düsseldorf am heutigen stattgefunden hat, wurden die neusten Ergebnisse rund um die deutsche Schuhindustrie präsentiert. Diese kämpft angesichts der Rezession in der deutschen Wirtschaft mit schweren Belastungen. Die aktuellen Zahlen deuten daher auf ein herausforderndes Jahr 2024 für die Schuhhersteller hin. Die Umsätze verzeichnen nur geringfügige Zuwächse, und der Außenhandel hat insbesondere in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 erhebliche Rückgänge bei der Einfuhr von Schuhen verzeichnet.
„Unsere schon vorsichtigen Prognosen drohen verfehlt zu werden, da die Inflation die Konsumbereitschaft schwächt“, so Manfred Junkert, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Schuh- und Lederwarenindustrie. Ein Miniwachstum von 0,2 Prozent, wie es nun der Jahreswirtschaftsbericht prognostiziere, sorge sicher nicht für den dringend benötigten Schub. Die Branche blicke deshalb auf der Shoes in Düsseldorf – eine der wichtigsten Messen für die Branche – mit Unsicherheit in die Zukunft. Es brauche klare Signale seitens der Politik, damit die Stimmung nicht endgültig und auf breiter Front kippe, so Junkert.
HDS/L: Minimaler Umsatzanstieg
Die deutsche Schuhindustrie verzeichnete im Jahr 2023 nur einen geringfügigen Anstieg der Umsätze. Der Gesamtumsatz für die Herstellung von Schuhen betrug im Jahr 2023 rund 2,21 Milliarden Euro, verglichen mit 2,17 Milliarden Euro im Vorjahr. Dies entspricht einem nominellen Plus von 1,84 Prozent, das jedoch nicht ausreicht, um die gestiegenen Kosten auszugleichen.
Im Inland stieg der Umsatz im Jahr 2023 leicht auf 1,64 Milliarden Euro, verglichen mit 1,61 Milliarden Euro im Jahr 2022, was einem Anstieg von 1,86 Prozent entspricht. Der Auslandsumsatz wuchs im Jahr 2023 um 1,79 Prozent auf 568 Millionen Euro, während er im Jahr 2022 etwa 10 Millionen Euro niedriger lag. Etwa 60 Prozent des Auslandsumsatzes entfallen auf Abnehmer innerhalb der Eurozone. Im Jahr 2023 belief sich der Auslandsumsatz mit der Eurozone auf 349 Millionen Euro, im Vergleich zu 340 Millionen Euro im Jahr 2022, was einem Anstieg von 2,65 Prozent entspricht.
Die Anzahl der Unternehmen mit 50 oder mehr Beschäftigten blieb im Jahr 2023 stabil, bei insgesamt 33 Betrieben. Im Durchschnitt des Jahres waren in diesen Betrieben rund 9.000 Personen beschäftigt, verglichen mit etwa 8.200 Beschäftigten im Vorjahr, was einem Anstieg von 9,76 Prozent entspricht. Wenn man die Vergleichszahl von 2021 heranzieht, in der die durchschnittliche Beschäftigtenzahl bei etwa 7.600 Personen lag, ist eine deutliche Erholung nach der Corona-Pandemie zu erkennen. Berücksichtigt man auch die kleineren Betriebe, so arbeiten insgesamt etwa 15.500 Beschäftigte in der Herstellung.
Erhöhte Risikofaktoren
Eine Konjunkturumfrage, durchgeführt von HDS/L im Januar und Februar, hebt hervor, dass die Schuhhersteller zunehmend mit einem Anstieg des unternehmerischen Risikos konfrontiert sind. Gleichzeitig steigen die Preise in den Herstellerländern und es gibt eine Zunahme bürokratischer Pflichten aufgrund neuer Gesetze in Brüssel und Berlin. Die Mehrheit der Hersteller schätzt die aktuelle Lage nur noch als befriedigend ein. Die Auftragslage wird ebenfalls höchstens als befriedigend betrachtet. Entsprechend vorsichtig sind die Erwartungen bezüglich des Umsatzes. Investitionen werden auf breiter Front zurückgehalten. Die Hauptbedenken liegen in einer sinkenden Inlandsnachfrage, steigenden Arbeitskosten, logistischen Schwierigkeiten und wachsenden bürokratischen Anforderungen.
Preis-Trends
Im vergangenen Jahr stiegen die Erzeugerpreise für Schuhe deutlich an, allerdings verlangsamte sich dieser Anstieg im Laufe der Monate spürbar. Von Januar bis Dezember 2023 stieg der Index (2015=100) von 120,5 auf 124,2, was einem Anstieg von etwa 3,7 Prozent entspricht. Im Jahr 2022 lag dieser Wert noch bei 6,1 Prozent.
Bei den Verbraucherpreisen im Schuhsegment gab es ebenfalls einen Anstieg um etwa 3,1 Prozent im Jahr 2023. Im Vergleich dazu lag die Gesamtinflation bei 3,7 Prozent. Trotz des herausfordernden Marktumfelds bleibt der unternehmerische Optimismus in der Branche bestehen. Die Industrie begegnet dem zunehmend wichtigen Thema Nachhaltigkeit offen und engagiert sich aktiv bei der Entwicklung von Anreizen zur Umsetzung dieser Anforderungen.
Jedoch könnte 2024 für deutsche Schuhhersteller sehr schwierig und herausfordernd werden, wenn nicht bald wirtschaftliche Impulse die Branche erreichen. Die Lieferketten in der Schuhwirtschaft sind ebenso fragil und könnten bei sich verschärfenden internationalen Krisen leicht unter Druck geraten. Die Schuhindustrie wartet dringend darauf, dass die Politik Maßnahmen ergreift und Gesetze verabschiedet, die die wirtschaftlichen Kräfte freisetzen und vor allem kleinen und mittleren Unternehmen helfen.
Quelle aller Zahlen, falls nicht anders angegeben: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden.
Bild: Manfred Junkert, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Schuh- und Lederwarenindustrie