Über den Tellerrand hinaus denken: Nachhaltiges Interior-Design

Nichts ist wichtiger, als sich in unserem Zuhause sicher und wohl zu fühlen, egal ob es sich um ein Haus, ein Studio-Apartment oder eine WG handelt. Möbel wurden früher so hergestellt, dass sie lange hielten, aber viele Produkte, die heute auf dem Markt sind, überstehen nicht einmal einen Umzug. Die nachhaltige Interior-Branche bemüht sich, nachhaltiger zu werden, indem sie das Design, die verwendeten Materialien und die Art und Weise, wie Möbel hergestellt werden, neu überdenkt. In diesem Artikel stellen wir sieben nachhaltige Interior-Design-Konzepte vor, die von Recycling bis zu biobasierter Wandfarbe reichen.
1. Secondhand-Möbel

Die Plattform Cocoli möchte die Art und Weise, wie wir Möbel kaufen, verändern. Es ist im Grunde wie Thrifting (Secondhand-Kleidung kaufen), aber für Möbel und online. Das Konzept ähnelt der Secondhand-Kleiderplattform Vinted: Jeder kann über die Plattform Artikel anbieten und kaufen. „Wir geben kuratierten Vintage-Schätzen von Privatpersonen eine zweite Chance – anstatt unseren Planeten durch die Produktion neuer Möbel weiter zu belasten“, sagt Greta Schindler, Mitgründerin und CMO von Cocoli. Der Kauf von Secondhand-Möbeln und Haushaltsartikeln schafft ein Kreislaufsystem, das gebrauchten Objekten ein zweites Leben gibt.
„Allein in den USA werden jährlich etwa 11 Millionen Tonnen Möbel entsorgt, von denen 80 Prozent auf Mülldeponien landen“, weiß Schindler. „Ein großer Teil davon sind B-Waren, darunter neue Artikel mit kleinen kosmetischen Mängeln aufgrund der Produktion oder Rücksendungen. Wir kooperieren mit bekannten Möbelherstellern, Händlern und Marken in Deutschland und integrieren deren sonst nicht verkaufbare Produkte wieder in eine Kreislaufwirtschaft.“ Alle Designs in ihrem Shop werden von internen Experten auf Zustand, Qualität und Authentizität geprüft. Das Unternehmen übernimmt auch den Lieferprozess für größere Artikel, die nicht per Post versandt werden können. Natürlich ist es auch eine gute Idee, lokale Vintage-Läden nach langlebigen Möbelstücken zu durchsuchen.
2. Plastik-Recycling

Das dänische Möbelunternehmen Fritz Hansen wurde 1872 gegründet. Es ist bekannt für zahlreiche Designklassiker wie den DAN Chair von Søren Hansen oder den Lounge Chair von Frits Schlegel. Der N02 Recycle entstand in Zusammenarbeit mit dem japanischen Designer Oki Sato, dem Gründer des Designstudios Nendo. Der schlichte Mehrzweckstuhl besteht aus recyceltem Plastikmüll aus Haushalten, wie Plastikstrohhalmen und Flaschen, die zu einem bequemen Sitz und einer Rückenlehne geformt wurden. 95 Prozent recyceltes Metall bildet die Grundlage des Stuhls. Dieses clevere Design verdient das EU-Umweltzeichen. Der Stuhl selbst ist auch vollständig recycelbar und in sieben Farben erhältlich.

Glücklicherweise ist Fritz Hansen nicht das einzige Designunternehmen, das sich mit Plastik-Recycling auskennt. Dazu gehört auch EcoBirdy, das alte Plastikspielzeuge in wunderschöne Designer-Möbel mit gesprenkelter Textur und leuchtenden Farben verwandelt. Die Marke hat ihren Sitz in Antwerpen. Für sie geht es nicht nur ums Design, sondern darum, ein komplettes Recycling-System zu schaffen: von der Sammlung und dem Recycling alter, ungenutzter Plastikspielzeuge bis hin zum Design und der Produktion der Möbel, wobei jeder Schritt in Europa nach fairen Geschäftspraktiken erfolgt. Alle Gegenstände können wieder recycelt werden, was einen Kreislaufprozess schafft. EcoBirdy hat fünf internationale Designpreise gewonnen. Ähnlich verwendet DesignByThem 100 Prozent recyceltes Plastik aus Post-Consumer-Abfällen wie Milchkartons und Shampooflaschen, um langlebige Innen- und Außenprodukte herzustellen, die recycelbar sind.
3. Maßanfertigung – nachhaltiges Interior Design

Ressourcen sind knapp, das ist allgemein bekannt. Um unnötige Überproduktion zu vermeiden, hat sich das Interior-Label Edition 33 entschieden, funktionale und hochwertige Möbel in kleinen Auflagen zu entwerfen. Maximilian Neustadt gründete das Unternehmen in München, um talentierte Designer und qualifizierte Hersteller zusammenzubringen und langlebige, nachhaltige Produkte mit beeindruckendem Design zu schaffen. Die Idee von Edition 33 ist, direkt nach Auftrag zu produzieren. Erst wenn 33 Bestellungen eines Produkts eingegangen sind, wird die Produktion beauftragt. Auf diese Weise folgt das Produkt der Nachfrage und Ressourcen werden gespart. Die Zahl wurde sorgfältig berechnet: „Für die erste Charge des ‚Adhoc‘-Tritthockers, die ich produzierte, musste ich das tun, was im Grunde jedes Unternehmen irgendwann tun muss: eine machbare Stückzahl berechnen“, sagt Neustadt.

„Natürlich gilt: Je größer die Charge, desto besser der Preis pro Stück. Aber als ich gerade als Ein-Mann-Marke mit begrenzten Ressourcen anfing, gab es auch ein Maximum dessen, was ich in einem bestimmten Zeitrahmen handhaben und verkaufen konnte. Die Zahl von 33-komma-irgendwas erschien schließlich in meinem Tabellenkalkulationsprogramm! Da ich ohnehin auf der Suche nach einem Markennamen war, kam mir die 33 wie ein Geschenk zu diesem Zeitpunkt.“ Die Produkte von Edition 33 können nicht überall und jederzeit gekauft werden – was sie besonders einzigartig macht. Alle Objekte werden in Deutschland gefertigt und derzeit von Max Neustadt, Thomas Schnur und Joel Hoff entworfen.
4. Mehr Minimalismus

Minimalismus ist nicht nur ein Trend – es ist eine Denkweise. Objekte und Lebensräume auf das Notwendige zu reduzieren, bedeutet, intelligenter zu denken und zu gestalten. Kerstin Pfleger und Peter Paulhart sind das Designer-Duo hinter dem Wiener Label Reduce Design. Wie der Name schon sagt, liegt ihr Fokus auf Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung als Ausgangspunkt jedes Designkonzepts. „Minimalistisches Design macht uns bewusst, wie befreiend es ist, sich vom Überflüssigen zu trennen und die Schönheit des Wesentlichen zu erleben“, sagt die Marke. Es wird versprochen, ausschließlich Gegenstände zu produzieren, die Menschen wirklich brauchen.
5. Hergestellt, um zu halten

Die Freifrau Manufaktur ist ein in Deutschland ansässiges Label für Sitzmöbel. Es begann 2011 als kleines Unternehmen und hat sich seither international einen Namen gemacht. Das Credo lautet, Möbel zu produzieren, die lange halten: „Wir stellen unsere Produkte so her, dass sie so langlebig wie möglich sind. Das Reparieren und Neuaufpolstern von häufig genutzten Möbeln ist für uns ebenso selbstverständlich wie das Vermeiden oder Recyceln von Verpackungen und die Verwendung umweltfreundlicher Materialien“, erklärt Niklas Helweg, aktueller Co-CEO von Freifrau und Sohn des Gründers Hansjörg Helweg.

Fleysen ist eine weitere Möbelmarke, die die Bedeutung und Nachhaltigkeit von Reparaturen erkannt hat. Ihre Qualitätsprodukte werden in Tschechien hergestellt, einer Region mit langer Tradition in der Möbel- und Metallherstellung. Das Hauptmaterial, das sie verwenden, ist Eisen, was garantiert, dass die Produkte nicht auf der Mülldeponie landen, sondern recycelt werden können.
6. Biologisch abbaubar – nachhaltiges Interior

Stell dir vor, du könntest nach vielen Jahren Gebrauch einen Großteil deines Sofas auf einen Komposthaufen werfen – die dänische Sofacompany hat dieses Szenario tatsächlich möglich gemacht. Die Sofaserie „Wilson“ wurde zwei Jahre lang entwickelt, um maximale Qualität zu einem angemessenen Preis zu gewährleisten. Sie besteht hauptsächlich aus natürlichen Materialien: Der Rahmen ist aus FSC-zertifiziertem Eschenholz und wird ohne Schrauben oder Werkzeuge zusammengebaut, während die Kissen aus 100 Prozent organischem Naturlatex bestehen. Selbst der Stoff, das Garn und die Reißverschlüsse sind Oeko-Tex-zertifiziert und der Holzlack und der Kleber wasserbasiert.
7. Alternativen für Wandfarbe und Tapeten

Wandfarbe und Tapeten sind eine einfache Möglichkeit, einen Raum zu verändern und ihm eine persönliche Note zu verleihen. Um sicherzustellen, dass Wandfarben frei von Giftstoffen wie dem potenziell schädlichen Konservierungsmittel Formaldehyd sind, sollten wir vor dem Kauf sorgfältig das Etikett lesen. Farbmarken wie Parador sind Made in Germany, lösungsmittelfrei, emissionsarm und enthalten keine schädlichen Inhaltsstoffe. Alle Komponenten sind biobasiert und stammen aus pflanzlichen und mineralischen Quellen.