
01.04.2022 | Wegwerfmode – keine Option für die Legwear-Brand Hēdoïne. Stattdessen verfolgt die Marke, die von Anna Rauch und Alexandra Tymann gegründet wurde, konsequent ihr Ziel, die Lebensdauer von Strumpfhosen zu verlängern und gleichzeitig nachhaltiges Glamour zu verbreiten. Im vergangenen Jahr lanciert die Brand erstmals ihre ‚Biodegradable Tights Collection‘, die die ersten kompostierbaren und laufmaschenresistenten Strumpfhosen in einer 30 Denier Qualität umfasst. Jetzt wurde diese Range um die Modelle Biodegradable Fishnet Knee Highs und Socks erweitert. Wir nutzen die Lancierung, um bei den Gründerinnen nach dem Status quo der Marke nachzufragen.
Eure ‚Biodegradable Tights‘ sind für alle Hēdoïne-Fans ein Begriff. Wie beschreibt ihr die Kollektionen all jenen, die noch nicht mit diesen in Berührung gekommen sind?
Wir haben uns dazu verpflichtet, die Wegwerfkultur durch sorgfältig designte Strumpfhosen herauszufordern, die sich besser anfühlen und länger halten - denn die traurige Realität sieht leider so aus, dass Strumpfhosen über Jahrzehnte hinweg auf Mülldeponien zerfallen. Mit unseren biologisch abbaubaren Produkten haben wir es geschafft, den Prozess auf nur drei bis fünf Jahren zu reduzieren. Strumpfhosen bestehen aus Nylon und Elasthan, beides sind keine nachhaltigen Materialien. Bei den biologisch abbaubaren Strumpfhosen kann der Nylonanteil (85 Prozent) allerdings im anaeroben Zustand, sprich auf einer Mülldeponie, durch Bakterien innerhalb von drei bis fünf Jahren komplett zersetzt werden. Übrig bleibt das Elasthan (15 Prozent). Unsere Strumpfhosen sind aber nicht nur (zu 85 Prozent) biologisch abbaubar, sie sind zudem auch noch Laufmaschen-resistent, das heißt sie halten fünf bis acht Mal länger als marktübliche Strumpfhosen. Eine Kombination, die wir als erstes Unternehmen auf den Markt gebracht haben.
Fishnet-Tights sind die neuen Mitglieder der ‚Biodegradable Tights‘-Familie. Nach welchen Kriterien geht ihr neue Projekte/Produkte an? Spielen eher praktische oder kreative Gründe letztendlich eine Rolle bei euren Entscheidungen?
Es spielen viele Faktoren eine Rolle - in erster Linie natürlich die Stimme unserer Kund:innen, deren Feedback wir sammeln und auswerten. Unser Team arbeitet zudem sehr eng mit unseren Zuliefer:innen und Garnhersteller:innen zusammen, um die innovativsten Kompositionen für unsere Produkte zu finden. Ein weiterer Punkt ist die Recherche von Trends, Muster, Farben und Produkte. Für uns war es von Anfang an wichtig eine Balance aus Praktikabilität, Innovation, Komfort und Style zu finden. Eine Mischung, die nicht immer ganz einfach zu bewerkstelligen ist - aber es wäre ja sonst auch langweilig. Fishnets sind dieses Jahr wieder voll im Trend, insbesondere als Söckchen oder Kniestrümpfe und sind auch im Sommer gefragt. Im April kommt noch eine weitere Neuheit, auf die wir uns freuen.
Ihr seid in Sachen Nachhaltigkeit vielen Marktteilnehmer:innen einen Schritt voraus. Welche Prozesse laufen bei euch bereits gut und bei welchen muss noch nachgefeilt werden?
Unsere Produkte werden hoffentlich einen neuen Standard in der Industrie setzen. Wir wollen im Bereich biologisch abbaubarer Materialien noch weiter voranschreiten und arbeiten derzeit daran, die Produkte mehr als 85 Prozent biologisch abbaubar zu gestalten. Dies ist derzeit leider noch nicht möglich, da das Elasthan bisher nicht innerhalb von drei bis fünf Jahren zersetzt werden kann. Gemeinsam mit weltführenden Garnherstellern werden wir das Problem schon sehr bald (auf)-lösen. Bis biologisch abbaubare Strumpfhosen aber Standard bei allen Marken werden, wird es noch einige Zeit dauern. Deswegen haben wir unser Recyclingprojekt ins Leben gerufen: Nachdem Strumpfhosen und Leggings ein langes erfülltes Leben hatten, können sie als nützliche Gegenstände wiederverwertet werden, wie bspw. Reifen oder Dämmmaterial. Dazu können unsere Hedoines ihre Strumpfhosen und Leggings, egal welcher Marke, einschicken und somit den Lebenszyklus unserer Kleidung, die für Wasserverschmutzung, Treibhausgase und Müllaufkommen verantwortlich ist, nachhaltiger gestalten. Um den Kreis noch schneller zu schließen, möchten wir alle aufrufen, uns ihre Produkte zu schicken, damit sie nicht auf der Mülldeponie landen, wo sie teilweise über 100 Jahre zerfallen.
Bild oben: Anna Rauch (links), Alexandra Tymann
Bild unten: Imagebilder der Biodegradable Fishnet Knee Highs und Socks-Collection
