
Die derzeitige Situation des Baumwollpreises ist nach Einschätzung der Bremer Baumwollbörse weder durch die statistischen Fakten noch mit Logik zu erklären. Insgesamt könne man zwar von einem hohen Niveau sprechen, doch es fehlt an Kontinuität.
Vorherrschend sei eine volatile Stimmung. Allein in den letzten zehn Tagen bewegte sich der CIF Bremen Index zwischen 97,75 und 96,25 cents/lb. New York hat zwischen 88,13 und 85,01 cents/lb noch eine größere Range zu bieten. Auch der Cotlook A Index steht dem wenig nach und zeigt kaum ruhige Tendenz.
Der Blick auf die weltweiten Statistiken vermag diese Entwicklung nicht zu begründen, weder die feste Tendenz noch die Unruhe. Die globalen Baumwollbestände sind hoch. Das Baumwollsekretariat ICAC/ Washington veröffentlichte Schätzungen von fast 20 Millionen Tonnen, das amerikanische Landwirtschaftsministerium USDA sprach in seiner Januaranalyse sogar von über 21 Millionen Tonnen an Endbeständen für die Saison 2013/14.
Jedoch liegt ein großer Teil dieser Baumwolle in China und steht nicht dem Weltmarkt zur Verfügung, auch wenn der Handel derzeit von keinen großen Lieferengpässen berichtet. Die Situation ist wenig ausgeglichen. Das Angebot außerhalb Chinas hat derzeit ein Volumen von grob 8,5 Millionen Tonnen. Diese Menge entsprach den gesamten Weltbaumwollvorräten inklusive dem Reich der Mitte vor nicht allzu langer Zeit in der Saison 2009/10.
Die staatliche Chinareserve kauft weiterhin aus dem Inlands- und Auslandsmarkt. Mittlerweile wurde die Reserve zum größten Verkäufer der Welt, der sogar die US-Exporte übersteigt, so dass die große Relevanz dieser beachtlichen Lagerposition noch für Jahre andauern dürfte. In der laufenden Saison wurde für die Reserve mehr als 5,6 Millionen Tonnen eingekauft und Ober 400.000 Tonnen verkauft. Am 7. Februar, nach dem chinesischen Frühjahrsfest, werden die Verkäufe weitergehen.
Nun berichtete das ICAC in seiner aktuellen Schätzung über eine kleinere Ernte der nördlichen Hemisphäre. Auf der Nordhalbkugel wird mit fast 90 Prozent bei weitem der größte Teil der globalen Baumwollernte eingefahren und für die taufende Saison, also 2013/14, liegt das Erntevolumen rund 7 Prozent unter der Vorsaison. Die USA dürften in der jetzigen Saison eine wesentlich kleinere Ernte einfahren (-24%), für die bevorstehende Saison 14/15 geht man jedoch wieder von steigendem Volumen aus.
Ein weiterer großer Ernterückgang mit rund 600.000 Tonnen weniger in der laufenden Saison sowie einem weiteren Ernterückgang 2014/15 wird für China erwartet. Indien (+200.000 Tonnen) und Brasilien (+380.000 Tonnen) dürften 2013/14 jedoch mit sichtlich höheren Baumwollvolumen rechnen.