3 Fragen an Kristin Heckmann, Chief Sustainable Officer Hessnatur

16.09.2022 | Hessnatur hat mit Nature Shell ein innovatives Naturfaser-Material mit Eco Finish lanciert, das mittlerweile preisgekrönt ist. Der Eco & Fair Fashion Pionier verzichtet konsequent auf synthetische Fasern. Selbst Elasthan wird nach und nach ausgeschlichen. Wir haben mit Kristin Heckmann, Chief Sustainable Officer, über die Stärken von Wolle und Plastikfreiheit gesprochen.

Zunächst einmal: Gratulation zum German Brand Award 2022 und dem Red Dot Award in der Kategorie Product Design 2022 für euer Nature Shell mit Eco Finish. Das neue Material ist frei von synthetischen Fasern wie beispielsweise Polyester und umweltschädlicher Ausrüstung, wie sie insbesondere bei Outdoor-Bekleidung oft verwendet wird. Was genau zeichnet Nature Shell aus?

Vielen Dank. Wir haben uns auch riesig über die Auszeichnungen gefreut. Nature Shell ist ein exklusives für Hessnatur entwickeltes ökologisches Material mit nachhaltiger Imprägnierung. Besonders innovativ ist die windabweisende und regenabperlende Rezeptur in Kombination mit der ultradicht gewebten Biobaumwolle. Solch spezielle Webtechniken sind bislang nur im synthetischen Bereich bekannt. Außerdem finden bei den Nature-Shell-Produkten keine chemische Hochveredelungen (Fluorcarbone) statt und es wird anders als bei konventionellen Outdoorjacken komplett auf den Einsatz von Plastik verzichtet.

Viele Green Fashion Brands, die auch glaubhaft nachhaltig agieren, setzen Materialien wie recyceltes Polyester, PET oder auch biobasiertes Nylon und weitere ein. Aus welchen Gründen verzichtet Hessnatur darauf vollständig? Und gibt es auch Grenzen der Funktionalität, zum Beispiel einen wasserresistenten Regenmantel?
Natürlich gibt es auch Grenzen. Plastik ist zu 100 Prozent wasserabweisend, aber null Prozent atmungsaktiv und setzt Mikroplastik frei. Die Meeresverschmutzung durch Mikroplastik ist zu 35 Prozent auf synthetische Kleidung zurückzuführen. Wir finden das erschreckend und höchst alarmierend. Das Bewusstsein der Verbraucher:innen rund um das Thema Plastik wächst jedoch zum Glück immer mehr. Viele achten schon beim Einkauf im Supermarkt darauf, weniger Plastik zu kaufen. Dabei vergessen wird aber oft, dass wir Plastik viele Stunden am Tag direkt auf der Haut tragen oder sogar darin schlafen – zum Beispiel in Form von Polyester, Polyacryl oder anderen erdölbasierten, synthetischen Materialien. Dem setzen wir nachhaltige Naturfasern entgegen und bieten damit eine echte Alternative zum Wohlfühlen. Um ganz genau zu sein: 99,6 Prozent unserer Fasern haben einen natürlichen Ursprung. Die übrigen 0,4 Prozent stecken wir in Elasthan, da wir die Funktionalität unserer Naturfasern in einigen Fällen noch unterstützen müssen. Aber auch hier arbeiten wir intensiv an weiteren Alternativen, wie beispielsweise Coreva. Unser Ziel ist es, komplett auf natürliche Fasern umzustellen.

Apropos Coreva: Auch eure Jeans sind auf dem Weg in die ‚Plastikfreiheit‘, in dem ihr Elasthan bei einigen Modellen durch Coreva ersetzt habt. Darüber hinaus finden sich in den Denim Kollektionen Materialmischungen aus Biobaumwolle mit Hanf, Kapok oder auch Leinen. Wie ist die Akzeptanz eurer Kund:innen auf neue Materialmischungen? Und wie viel unternehmerisches Risiko geht Hessnatur ein, immer wieder neue Materialmischungen anzubieten?
Wir wollen zeigen, welche Vielfalt die Natur bietet. Das ist bei Hessnatur in der DNA verankert. Und wir stehen für Fortschritt und Innovation. Wir empfinden es nicht als unternehmerisches Risiko, immer wieder neue Wege zu gehen, sondern als Notwendigkeit. Wir machen das für uns und unseren Planeten. Dabei ist es uns wichtig die Menschen abzuholen und für die Vielzahl an nachhaltigen Naturfasern und deren Möglichkeiten zu begeistern. Unsere Kund:innen sind sehr aufgeschlossen, was neue Materialmischungen angeht. Zudem interessieren sie sich für die dahinterstehenden Geschichten.

hessnatur.com

Bild oben: Hessnatur Look mit Natur Shell

Bilder unten: Denim-Looks, in denen Coreva verarbeitet wurde

 

 

16.09.2022