
28.03.2023 | Zeitlosigkeit gepaart mit moderne Ästhetik – die Kleidungsstücke des Kölner Fair Fashionlabels Christiane Strobel setzen auf dieses Erfolgsgespann. Darüber hinaus zeichnen sich die Styles der Designerin durch ihre nachhaltige Machart und verantwortungsvoller Herstellung aus. Kleidung fern von Fast Fashion und Wegwerfkultur, relevant über viele Saisons. Im TM-Interview spricht Christiane Strobel über die wichtigsten Grundpfeiler ihrer Brand, über die Produktionsstätte in Marrakesch und alternative, vor allem nachhaltige Materialien, mit denen sie gerne arbeiten würde.
‚Weniger ist mehr‘ heißt eines der Leitsätze Ihres Labels. Ein Mantra, dem auch viel mehr Brands der Bekleidungsindustrie folgen sollten. Was muss sich Ihrer Meinung im Mindset sowie in der Infrastruktur der Modeindustrie ändern, um eine nachhaltigere Denk- und Handelsweise zum Standard zu etablieren?
Das ist eine sehr wichtige und dringliche Frage und ich würde sogar formulieren wollen ‚Weniger ist genug‘. Meiner Meinung nach müsste sich zunächst das Bewusstsein für den ursprünglichen Wert der Mode ändern. Durch die immer schneller werdenden Order und Lieferrhythmen, die sich selbst überholenden Trends, die zum Teil extrem günstigen Preise und das Verlangen nach permanenter Neuheit, haben wir das Wesentliche aus dem Blick verloren. Wir brauchen Transparenz entlang der gesamten Lieferkette und viel Aufklärungsarbeit. Das kann an den Modeschulen beginnen und geht hin bis zur Offenlegung der Firmen Philosophie der einzelnen Labels. Eine sinnvolle Veränderung wäre Slow statt Fast Fashion. Das hätte dann auch großen Einfluss auf die Infrastruktur, die Beschaffung von Rohstoffen, auf die Transportwege etc. Die Entschleunigung von Designrhythmen könnte ebenfalls Veränderung bringen. Meine Kollektion ist saisonlos und folgt dem Konzept des Ongoing Fashion, das heißt die Modelle sind das ganze Jahr über verfügbar. Das ist auch der Grund, warum mein Label den Zusatz Claim ‚Constant Clothing‘ hat.
Sie lassen Ihre Styles in Marrakesch produzieren. Dabei arbeiten Sie mit lokalen Unternehmen zusammen, die unter anderem faire Löhne und die autarke Arbeit von Frauen unterstützen. Wie kam es zu der Zusammenarbeit und was ist bei dieser für Sie besonders wichtig?
Ich habe lange Zeit als Designerin im Fast Fashion Bereich für große Unternehmen gearbeitet. Irgendwann war der Zeitpunkt für mich gekommen, in der Mode neue Wege zu gehen. In dieser Phase bin ich zufällig auf das Projekt in Marrakesch gestoßen. Eine Kombination aus nachhaltigen Qualitäten, zeitlosem und modernem Design, in Verbindung mit diesem Sozialprojekt schien mir ein neuer Weg zu sein. Gefertigt wird meine Kollektion in einer kleinen Manufaktur in Marrakesch, danach wird sie von körperlich benachteiligten Frauen von Hand bestickt. Außerdem wird das traditionelle Handwerk gefördert und die Frauen erhalten eine Sichtbarkeit, die sonst nicht möglich wäre. Für mich ist es auch eine Art Völkerverständigungs- und Friedensprojekt.
In Ihren Kollektionen verwenden Sie ausschließlich GOTS-zertifizierte Bio-Baumwolle und Wolle. Aufgrund der Tatsache, dass die Ressourcen für diese knapp bemessen sind, kämen für Sie weitere nachhaltige Qualitäten in Betracht? Wenn ja, welche?
Ich bin stets auf der Suche nach neuen und innovativen, nachhaltigen Qualitäten. Sehr gut kann ich mir Materialien aus Bambus oder Hanf Fasern vorstellen und natürlich auch generell Stoffe aus recycelten Fasern oder PET-Flaschen. Sehr interessant finde ich auch Eukalyptus, seine Zellulose könnte man zu anschmiegsamen Viskosefasern verarbeiten. Alles, und gerade die Wahl der Materialien ist eine stetige Weiterentwicklung und der Blick dafür sollte stets geschärft bleiben.
Bild oben (v.l.n.r.): Christiane Strobel und Styles aus ihrer aktuellen Kollektion
Bild unten: Styles aus der Christiane Strobel Kollektion
